"Winter und Jahreswechsel: Die stille Kraft des Rückzugs oder lieber Losgehen?"

Veröffentlicht am 4. Januar 2025 um 13:46

 

Der Winter ist eine Zeit der Stille. Eine Zeit, in der die Welt innehält, sich zurückzieht, den Atem anhält. Es ist, als würde alles Leben in einen Moment der Achtsamkeit eintauchen, der zugleich schwer und doch so leicht ist wie eine Schneeflocke, die auf den Boden sinkt.

 

Und mitten in dieser Stille setzen wir den Jahreswechsel. Ein Datum, ein Konstrukt, das Veränderung verspricht, das uns an einen Anfang erinnert, der sich jedoch oft nicht wie ein solcher anfühlt. Wir feiern, stoßen an, setzen uns Ziele – und doch bleibt etwas in uns stehen. Ein leises Gefühl, dass es nicht ganz passt.

 

Der Widerspruch zwischen Jahreswechsel und Winter

 

Der Jahreswechsel fordert oft etwas von uns, wofür der Winter noch nicht bereit ist. Während die Natur schläft, die Bäume ihr Laub losgelassen haben und sich auf das Wesentliche reduzieren, versuchen wir, zu wachsen, zu beginnen, uns nach außen zu richten. Aber das fühlt sich oft nicht stimmig an, nicht wahr?

 

Der Winter trägt eine andere Energie in sich. Es ist die Energie der Dunkelheit, des Rückzugs, des Loslassens. Die Natur zeigt uns, dass in der Ruhe die größte Kraft liegt – dass jede Veränderung, jede Erneuerung, im Inneren beginnt. Und vielleicht ist das der wahre Zauber des Winters: Er erinnert uns daran, dass Wachstum seine Zeit braucht. Dass jeder Neubeginn eine Phase der Vorbereitung benötigt.

 

Die Kraft des Rückzugs

 

In dieser Jahreszeit dürfen wir still werden, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Der Winter lädt uns ein, in uns hineinzuhorchen, auf das Flüstern unserer Seele zu achten. Was war? Was ist? Was darf gehen?

 

Der Winter drängt uns nicht zu Antworten, sondern schenkt uns Raum für Fragen. Er fordert keine Entscheidungen, sondern nur unsere Bereitschaft, einfach zu sein – mit uns selbst, mit unseren Gedanken, unseren Gefühlen.

 

Diese Stille ist kein Stillstand, sondern eine Form der Transformation. So wie die Erde unter einer Schneedecke ruht und dennoch neues Leben in ihren Tiefen vorbereitet, so dürfen auch wir uns erlauben, im Rückzug zu wachsen.

 

Der Jahreswechsel: Ein stiller Übergang

 

Vielleicht können wir den Jahreswechsel auf eine neue Weise betrachten. Nicht als Startlinie, sondern als Schwelle. Ein Übergang, der fließend ist, leise und zart, wie der Schnee, der von einem Baum fällt.

 

Wir müssen nicht sofort aufbrechen, nicht alles neu machen, nicht sofort Antworten haben. Der Jahreswechsel mitten im Winter erinnert uns daran, dass die Natur keine Eile kennt. Dass jedes Erwachen sanft beginnt, aus der Dunkelheit heraus, aus dem stillen Nähren und Sammeln von Kraft.

 

Ein paar feine Impulse für den Winter

 

Zeit für Reflexion: Lass das vergangene Jahr vor deinem inneren Auge Revue passieren, ohne es zu bewerten. Was hat dich bewegt? Welche Erfahrungen möchten gewürdigt werden?

 

Raum für Träume: Erlaube dir zu träumen, ohne Druck, ohne Pläne. Welche Wünsche schlummern in dir? Was fühlt sich noch fern und dennoch vertraut an?

 

Loslassen als Ritual: Schreibe auf, was du nicht mehr mitnehmen möchtest. Welche Ängste, Muster oder Verpflichtungen kannst du loslassen? Mache es zu einem bewussten Akt.

 

In der Dunkelheit sein: Nimm die Dunkelheit des Winters an. Zünde Kerzen an, hülle dich in Wärme, meditiere oder sitze einfach in der Stille.

 

 

Der Winter schenkt uns eine besondere Art von Energie: nicht die des Aufbruchs, sondern die des Seins. Der Jahreswechsel inmitten dieser Jahreszeit mag sich unnatürlich anfühlen, wenn wir ihn mit Aktion und Neubeginn gleichsetzen. Aber wenn wir ihn als Schwelle verstehen, als Einladung zur Ruhe und Besinnung, dann fügt er sich in die sanfte, leise Kraft des Winters ein.

 

Alles hat seine Zeit. Der Frühling wird kommen, und mit ihm der Aufbruch. Bis dahin dürfen wir vertrauen, dass auch das Warten, das Ruhen, das Träumen seinen Platz hat – und vielleicht sogar die wichtigste Grundlage für das ist, was in uns erblühen will. Der Winter erinnert uns daran, dass wir wachsen dürfen, indem wir still werden. Dass jeder Neubeginn aus der Dunkelheit hervorgeht – langsam, fein, unaufdringlich. Und das ist genug.

 

Aber auch wenn dein Innerstes dich ruft und loslegen will, ist das nicht falsch. Auch das darf gerne sein, so lang es sich für dich richtig anfühlt.

 

Fazit:

Werder solltest du dich zur Ruhe und Rückzug zwingen, noch das Losgehen erzwingen. Alles ist richtig wenn du es für dich tust, ganz nach deinem Bedürfnis und Gefühl. 💚

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